Dies ist die HTML-Version der Datei http://archiv.gym-hartberg.ac.at/schule/images/stories/Religion/themen_matura/17_NS_Religion.pdf. Google erzeugt beim Crawlen des Web automatisch HTML-Versionen von Dokumenten.
Tipp: Um deinen Suchbegriff schnell auf dieser Seite zu finden, drücke Strg+F bzw. ⌘-F (Mac) und verwende die Suchleiste.
NATIONALSOZIALISMUS UND RELIGION
Page 1
NATIONALSOZIALISMUS UND RELIGION
Adolf Hitler am 6. Juli 1933
Mit den Konfessionen, ob nun diese oder jene: das ist alles
gleich. Das hat keine Zukunft mehr. Für die Deutschen jeden-
falls nicht. Der Faschismus mag in Gottes Namen seinen Frie-
den mit der Kirche machen. Ich werde das auch tun. Warum
nicht? Das wird mich nicht abhalten, mit Stumpf und Stiel, mit
allen seinen Wurzeln und Fasern, das Christentum in Deutsch-
land auszurotten. ... Für unser Volk aber ist es entscheidend,
ob sie den jüdischen Christusglauben und seine weichliche Mit-
leidsmoral haben oder einen starken heldenhaften Glauben an
Gott in der Natur, an Gott im eigenen Volke, an Gott im ei-
genen Schicksal, im eigenen Blute. Lassen Sie das Spintisie-
ren. Ob nun Altes Testament oder Neues, ob bloß Jesu Worte
wie der Houston Stewart Chamberlain will: alles das ist doch
derselbe jüdische Schwindel. Es ist alles eins und macht uns
nicht frei. Eine deutsche Kirche, ein deutsches Christentum ist
Krampf. Man ist entweder Christ oder Deutscher. Beides kann
man nicht sein. ... Was werden soll, fragen Sie? Das will ich
Ihnen sagen: verhindern, dass die Kirchen etwas anderes tun,
als was sie jetzt tun. Nämlich Schritt für Schritt Raum verlieren.
Was glauben Sie, werden die Massen jemals wieder christlich
werden? Dummes Zeug. Nie wieder. Der Film ist abgespielt.
Da geht niemand mehr herein. Aber nachhelfen werden wir.
Die Pfaffen sollen sich selbst ihr Grab schaufeln. Sie werden
ihren lieben Gott an uns verraten. Um ihr erbärmliches Gelum-
pe von Stellung und Einkommen werden sie alles preisge-
ben ... Sie werden anstatt des Blutes ihres bisherigen Erlösers
das reine Blut unseres Volkes zelebrieren; sie werden die deut-
sche Ackerfrucht als heilige Gabe empfangen und zum Symbol
der ewigen Volksgemeinschaft essen, wie sie bisher den Leib
ihres Gottes genossen haben... Die katholische Kirche ist
schon etwas Großes. Herr Gott, das ist eine Institution, und es
ist schon was, an die zweitausend Jahre hier auszudauern.
Davon müssen wir lernen ... Aber nun ist ihre Zeit um.
Zu simplen Verbrechern werden wir sie stempeln. Ich werde
ihnen die ehrbare Maske vom Gesicht reißen. Und wenn das
nicht genügt, werde ich sie lächerlich und verächtlich machen...
Aus der Regierungserklärung vom 23. März 1933
Indem die Regierung entschlossen ist, die politische und mora-
lische Entgiftung unseres öffentlichen Lebens durchzuführen,
schafft und sichert sie die Voraussetzungen für eine wirklich
tiefe und innerliche Religiosität... Die nationale Regierung sieht
in den beiden Konfessionen wichtigste Faktoren zur Erhaltung
unseres Volkstums. Sie wird die zwischen ihnen und den Län-
dern abgeschlossenen Verträge respektieren, ihre Rechte
sollen nicht angetastet werden. Sie erwartet aber und hofft,
dass die Arbeit an der nationalen und sittlichen Erhebung un-
seres Volkes, die sich die Regierung zur Aufgabe gestellt hat,
umgekehrt die gleiche Würdigung erfährt... Die nationale Re-
gierung wird in Schule und Erziehung den christlichen Konfes-
sionen den ihnen zukommenden Einfluss einräumen und si-
cherstellen. Ihre Sorge gilt dem aufrichtigen Zusammenleben
zwischen Kirche und Staat. Der Kampf gegen eine materialisti-
sche Weltauffassung und für die Herstellung einer wirklichen
Volksgemeinschaft dient ebenso sehr den Interessen der deut-
schen Nation wie denen unseres christlichen Glaubens.
Ebenso legt die Reichsregierung, die im Christentum die uner-
schütterlichen Fundamente des sittlichen und moralischen
Lebens unseres Volkes sieht, den größten Wert darauf die
freundschaftlichen Beziehungen zum Heiligen Stuhle weiter zu
pflegen und auszugestalten.
Nationalsozialismus als Religionsersatz
In „Mein Kampf" hatte Hitler die konfessionelle Neutralität sei-
ner Bewegung betont. Einerseits hatte er vor einer konfessio-
nellen Spaltung des deutschen Volkes gewarnt, die nur dem
internationalen Judentum zugute kommen würde, andererseits
aber beide Religionsbekenntnisse als gleich wertvolle Stützen
für den Bestand des deutschen Volkes bezeichnet. ... Hitler
verkündete schärfste Trennung von Staat und Kirche. Diese
hätte sich nur mit dem Leben im Jenseits zu befassen und sich
keinesfalls darum zu kümmern, was mit den Menschen im
Diesseits vor sich ginge. Das sollte ausschließlich Angelegen-
heit des Staates sein.
Das Parteiprogramm der NSDAP verkündete die Freiheit aller
Religionsbekenntnisse, allerdings mit der Einschränkung,
„soweit sie nicht den Bestand des Staates gefährden oder
gegen das Sittlichkeits- oder Moralgefühl der germanischen
Rasse verstoßen". Rasse stand also gegen Religion.
Nach der Machtergreifung gab sich Hitler aus taktischen Grün-
den besonders christlich: „Die nationalsozialistische Regierung
sieht in den beiden christlichen Konfessionen die wichtigsten
Faktoren der Erhaltung unseres Volkstums". Seine überliefer-
ten privaten Äußerungen aus jener Zeit lauten aber wesentlich
anders als die offiziellen Verlautbarungen: die Konfessionen
haben keine Zukunft mehr; er werde das Christentum in
Deutschland mit Stumpf und Stiel, mit allen seinen Fasern und
Wurzeln ausrotten.
Der Nationalsozialismus wollte die Religion ersetzen, sie über-
flüssig machen. An Stelle des religiösen Glaubens sollte ein
politischer Glaube treten. Der Nationalsozialismus wurde zur
Ersatzreligion oder vielleicht besser: zum Religionsersatz.
Das zeigte sich z. B. in der Sprache von Hitler oder Goebbels,
wenn sie vom „Glaubenswunder“ oder von der „göttlichen Vor-
sehung“ sprachen, wenn sie die engsten Vertrauten des Füh-
rers als seine „Apostel“ und ihn selbst als „Retter“ bezeichne-
ten.
Als religiöse Feiern galten großinszenierte Treffen und politi-
sche Aufmärsche, verehrt wurden Symbole und Sinnbilder
(Fahne, Auszeichnungen), wiederbelebt wurden alte Mythen,
und den Opfern wurde in einem pompösen Totenkult die Ehre
erwiesen. Das alles fügte sich in ein harmonisches Bild einer
neuen Religion, die die alte ersetzen sollte.
Nationalsozialismus als „verkappte Religion"
Bereits 1924 nannte Carl Christian Bry in seinem Buch
„Verkappte Religionen" den Nationalsozialismus eine religiöse
Utopie, die einen „kollektiven Wahn" auslösen könnte. Der
deutsche Bundespräsident Theodor Heuß führte den Begriff
der „verkappten Religion“ 1925 im Reichstag ein. Der jüdische
Philosoph Hans-Joachim Schoeps veröffentlichte 1939 ano-
nym einen Beitrag mit dem Titel „Der Nationalsozialismus als
verkappte Religion“ (Eletheto 93[1939]: 93-98). Es gab schon
vor und während der Zeit des Nationalsozialismus Stimmen,
die Hitlers Programm nicht nur als Ideologie oder als politi-
schen Totalitarismus verstanden, sondern in ihm eine Religion
mit umfassendem Anspruch sahen.
Gerade die Auseinandersetzung zwischen Christentum und
Nationalsozialismus macht deutlich, wie verhängnisvoll es
war, dass viele Christen im Nationalsozialismus keine konkur-
rierende Religion, sondern lediglich ein politisches System
sahen.

Page 2
Fröhliche Hitlerjugend (Lied zum Reichsparteitag 1934)
Wir sind die fröhliche Hitlerjugend,
Wir brauchen keine Christentugend,
Denn unser Führer Adolf Hitler
Ist stets unser Mittler.
Kein Pfaffe, kein böser, kann uns hindern,
Uns zu fühlen als Hitlerkinder;
Nicht Christus folgen wir, sondern Horst Wessel,
Fort mit Weihrauch und Weihwasserkessel.
Wir folgen singend unsren Fahnen
Als würdige Söhne unserer Ahnen.
Ich bin kein Christ, kein Katholik,
Geh mit SA durch dünn und dick.
Die Kirche kann mir gestohlen werden,
das Hakenkreuz ist Erlösung auf Erden,
Ihm will ich folgen auf Schritt und Tritt,
Baldur von Schirach, nimm mich mit.
Zehn Gebote der nationalsozialistischen Erziehung
Am 9. 9.1937wurde in der NS-Presse der folgende Text veröf-
fentlicht, der die grundlegenden Maßstäbe für die studentische
Erziehung setzen sollte.
1. Deutscher Student, es ist nicht nötig, dass du lebst, wohl
aber, dass du deine Pflicht gegenüber deinem Volk erfüllst!
Was du bist, werde als Deutscher!
2. Oberstes Gesetz und höchste Würde ist dem deutschen
Mann die Ehre. Verletzte Ehre kann nur mit Blut gesühnt wer-
den. Deine Ehre ist die Treue zu deinem Volk und zu dir
selbst.
3. Deutscher sein, heißt Charakter haben. Du bist berufen, die
Freiheit des deutschen Geistes zu erkämpfen. Suche die
Wahrheiten, die in deinem Volk geschlossen liegen!
4. Zügellosigkeit und Ungebundenheit sind keine Freiheit. Es
liegt im Dienen mehr Freiheit als im eigenen Befehl. Von dei-
nem Glauben, deiner Begeisterung und Deinem Kämpferi-
schen Willen hängt die Zukunft Deutschlands ab.
5. Wer nicht die Phantasie besitzt, sich etwas vorzustellen,
wird nichts erreichen, und Du kannst nicht anzünden, wenn es
in Dir nicht brennt. Habe den Mut zu bewundern und ehrfürch-
tig zu sein.
6. Zum Nationalsozialisten ist man geboren, noch mehr wird
man dazu erzogen, am meisten erzieht man sich selbst dazu.
7. Wenn etwas ist, gewaltiger als das Schicksal, dann ist es
Dein Mut, der es erschüttert trägt. Was Dich nicht umbringt,
macht Dich nur stärker. Gelobt sei, was hart macht!
8. Lerne in einer Ordnung zu leben! Zucht und Disziplin sind
die unerlässlichen Grundlagen jeder Gemeinschaft und der
Anfang jeder Erziehung.
9. Als Führer sei hart in deiner eigenen Pflichterfüllung, ent-
schlossen in der Vertretung des Notwendigen, hilfreich und
gut, nie kleinlich in der Beurteilung menschlicher Schwächen,
groß im Erkennen der Lebensbedürfnisse anderer und be-
scheiden in deinen eigenen.
10. Sei Kamerad! Sei ritterlich und bescheiden! In deinem
persönlichen Leben sei Vorbild! In deinem Umgang mit Men-
schen erkennt man das Maß deiner sittlichen Reife. Sei eins
im Denken und Handeln! Lebe dem Führer nach.
Jugenderziehung als Schlüssel zum Erfolg
„Von der Jugend hängt die Zukunft des Deutschen Volkes ab.
Die gesamte Jugend muss deshalb auf ihre künftigen Pflichten
vorbereitet werden. Die Reichsregierung hat daher [...] be-
schlossen [...]: § 1 Die gesamte Jugend innerhalb des Reichs-
gebietes ist in der Hitlerjugend zusammengefasst. [...]
(Gesetz vom 1. 12.1936)
Feiergestaltung
„Nationalsozialistische Anbetung“
An diesen Stufen
zur Feldherrnhalle,
zu denen heute
hohe Wallfahrt
stattfindet,
erstand einmal ein
Sakrament des
Kampfes.
Und nur die haben
Raum in seinem
einzigen Dom,
der heute Deutschland heißt,
die tief in ihre Taten einhämmern, was sie bewegt.
Wallfahrer seid ihr,
wenn ihr den Ruhm des Volkes höher tragt,
als aller Religionen Offenbarung.
Ihr spürt die Heiligkeit der Feldherrnhalle.
Was gelten Bittgesänge, Messgebete,
Des Weihrauchs aufgeschwenkte blanke Schalen
Gegen den dumpfen Rhytmus unserer Trommeln,
Wenn unser Führer zu den Stufen tritt - ?
Der Atem derer, die ihn sehen, lischt die Erde,
Die vom Anmarsch bebend schweigt.
Der Lärm hockt grau am Ende aller Welt.
Der Führer steht!
Der Führer hebt die Hand zum ewigen Gruße.
Es schlägt sein Herz im Herzschlag seines Volkes.
Des Führers Schreiten heute ist Gebet ...
Er steigt und steht vom Wunder ganz umhüllt.
Er brennt vom Glauben seiner Kameraden.
Und keine priesterliche Weihe steigt gewaltiger empor
Als dieses stumme und steingewordene Gebet des Mannes
In dessen Wesen sich ein Volk bewegt.
Der Feldherrnhalle Schwur
ist unser Allgebet zu unserem Schöpfer,
Wenn nur die Fahne, unsere Fahne weht!
Dann ragt sie auf: der Deutschen Hochaltar!
Und die Standarten jubeln es ihr zu:
Was ist der Tod, wenn Du das Leben von uns forderst.
Deutschland!"
(Anweisung für die zentrale Gedenkveranstaltung an der Münchener Feld-
herrnhalle; Reichspropagandaleitung [Hrsg.], Vorschläge der Reichspropa-
gandaleitung zur nationalsozialistischen Feiergestaltung, Zentralverlag Franz
Eher, München o. J.)
Einige Elemente der
„Religion - Nationalsozialismus“
Führerfigur:
von der Vorsehung bestimmt, Retter,
Rassenlehre:
Reinerhaltung der arischen Rasse, Auserwälte.
Kulte und Feiern:
Lieder, Fanfaren, Uniformen, Aufnahmeriten, Totenkult, Eh-
renzeichen; Strukturierung des Jahres durch Gedenktage und
Feste.
Werte:
Heimat, Volk, Gehorsam, Treue, Pflichterfüllung.
Geschichtsdeutung:
In der Geschichte bewährt sich der Stärkere; das bessere
Leben setzt sich durch, das niedrigere Leben ist auszurotten
Lebensziele:
Siegen, dem Führer folgen, Verantwortung für das Ganze
übernehmen; alles für den Staat.